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Alejandro Ramiro Rios Aparicio 0

Alejandro Ramiro Rios Aparicio war Teilnehmer bei den Programmen weltwärts und ASA von Engagement Global. Im Interview erzählt er wie das Erlebte ihn immer noch prägt und gibt Empfehlungen für junge Menschen auf der Suche nach interkulturellen Erfahrungen.

Alejandro Ramiro Rios Aparicio war Teilnehmer bei den Programmen weltwärts und ASA von Engagement Global. Im Interview erzählt er wie das Erlebte ihn immer noch prägt und gibt Empfehlungen für junge Menschen auf der Suche nach interkulturellen Erfahrungen.

Alejandro Ramiro Rios Aparicio Foto: privat

Wie bist du auf weltwärts aufmerksam geworden und was hat dich bewegt, dich für den Freiwilligendienst weltwärts zu bewerben?

Ich habe weltwärts über Sonqo Kusichiy in Peru kennengelernt. Diese Organisation wurde von einem Lehrer für Waldorf-Pädagogik gegründet. Anfangs sollte sie armen Kindern eine Möglichkeit bieten, sich aus der sozialen Isolation zu lösen, indem ihnen Kunst und Kultur nähergebracht wurden. Die Organisation arbeitet mit Freiwilligen aus Deutschland zusammen und im Jahr 2018 wurde beschlossen, auch einen Süd-Nord-Austausch anzubieten. Mich faszinierte damals die Idee, an einem echten Kulturaustausch teilzunehmen, das Funktionieren einer europäischen Gesellschaft direkt kennenzulernen, ein anderes Entwicklungsmodell zu sehen und meine eigenen Fähigkeiten auf die Probe zu stellen. Deshalb habe ich mich entschieden, eine Pause von meinen bisherigen Plänen zu machen und mich zu bewerben.

Wo hast du deinen Freiwilligendienst absolviert und was ist deine eindrücklichste Erinnerung an diese Zeit?

Meinen Freiwilligendienst habe ich an einer Waldorfschule in Heinsberg absolvierte. Während dieser Zeit hatte ich viele schöne Erlebnisse mit den Lehrer*innen und Kindern. Eine meiner schönsten Anekdoten war wohl das Fußballturnier. Da es sich um eine kleine Schule handelte, hatte jede Klasse eine Fußballmannschaft. Außerdem hatte jede Klasse die Möglichkeit, sich Verstärkung zu holen. Die Viertklässler haben mich eingeladen, in ihrem Team mitzuspielen, und ich habe die Einladung gerne angenommen. Für mich war es vor allem wichtig, eine gute Zeit zu haben. Ein paar Wochen vor dem Turnier hatten die Kinder mir gesagt, dass wir Strategien und Koordination üben sollten. Ich hatte das nicht sonderlich ernst genommen. Doch beim Turnier sollten wir gegen die Zehnt- und Elftklässler spielen. Ich dachte, wir hätten keine Chance zu gewinnen. Doch ich hatte mich geirrt. Tatsächlich haben wir das Finale gegen die Elftklässler mit einem Tor Vorsprung gewonnen und alle Kinder, Eltern und Lehrer*innen haben gemeinsam diesen Triumph gefeiert. 

Was hat dich motiviert, nach weltwärts am ASA-Programm teilzunehmen?

Während meiner Freiwilligenarbeit habe ich in Seminaren viel über die Struktur der Freiwilligenarbeit erfahren und die Ziele des Programms kennengelernt. Trotz einiger Kritik habe ich ein großes Potenzial im Programm gesehen und so habe ich angefangen, mich für das Thema Entwicklungszusammenarbeit zu interessieren. Einerseits hatte ich die Programme von Engagement Global im Blick und teile einige ihrer Ziele. Andererseits hatte ich ein Studium in Deutschland angefangen und war in die Arbeit einiger deutscher sozialer Einrichtungen involviert. Dennoch hatte ich den Wunsch, direkt mit Organisationen aus dem Globalen Süden zusammenzuarbeiten. Die direkte Arbeit bei der Partnerorganisation des ASA-Programms war für mich eine Möglichkeit, meiner Gesellschaft "Danke" zu sagen, dass sie mich zu dem gemacht hat, wer ich bin. So konnte ich auf sinnvolle Weise zurückgeben, was ich von beiden Kontinenten gelernt habe. Dieses Verlangen, einen bedeutungsvollen Beitrag zu leisten und meine Lernreise weiterzuführen, hat mich dazu motiviert, nach meinem weltwärts-Einsatz am ASA-Programm teilzunehmen.

Hast du noch Kontakt mit den Menschen, mit denen du während des Freiwilligendienstes oder während des ASA-Projektes zusammengearbeitet und gelernt hast? Wenn ja, in welcher Weise?

Ja, ich halte immer noch Kontakt zu einigen von ihnen. Die Entfernung ist dabei oft eine Herausforderung, aber wir finden Wege, Zeit miteinander zu verbringen. Vor ein paar Monaten zum Beispiel hat mir ein Freund aus meiner Freiwilligengruppe vorgeschlagen, ein altes Computerspiel herunterzuladen (Left4Dead 2), um es online zusammen zu spielen. Während des Spiels waren wir auch über das Telefon verbunden. Ich denke, das Spiel diente als Ausrede. Die Witze, Erinnerungen und spontanen Einfälle während des Spiels zeigten, dass die Freundschaft immer noch intakt war.

Was unterscheidet aus deiner Sicht weltwärts und ASA?

Aus meiner Sicht liegt der Hauptunterschied in der Rolle der Partnerorganisationen bei der Gestaltung des Programms. Bei weltwärts spielen Partnerorganisationen eine aktivere Rolle und es wird erwartet, dass sie sich regional vernetzen und stärken, beispielsweise durch Partnerkonferenzen. Im ASA-Programm wird hingegen dem Projekt selbst mehr Wert beigemessen und die Partnerorganisationen bleiben mehr in ihrem eigenen Arbeitsbereich isoliert. Natürlich gibt es auch andere Unterschiede wie die Anzahl der Teilnehmenden, das akademische Niveau der Teilnehmenden und die Dauer des Programms. Doch als jemand aus dem Globalen Süden assoziiere ich den Hauptunterschied mit der Rolle der Partnerorganisationen.

Mit welchen Argumenten würdest du jungen Menschen den Freiwilligendienst weltwärts oder das ASA-Programm empfehlen?

Die Empfehlung hängt stark von den individuellen Interessen ab. Einerseits sollten wir uns bewusst sein, dass das, was heute in einer Region der Welt geschieht, Auswirkungen auf andere Regionen hat – sei es ökologisch, sozial oder wirtschaftlich. Wenn unser Ziel ist, eine bessere Welt zu hinterlassen, können wir das nicht individuell oder nur auf uns selbst bezogen erreichen, selbst nicht innerhalb Europas. Diese Programme ermöglichen der jüngeren Generation, die Arbeit der Zivilgesellschaft in anderen Ländern kennenzulernen, die Herausforderungen und Entwicklungsansätze vor Ort zu verstehen, interkulturelle Kompetenzen durch den langen Kontakt mit einer fremden Kultur zu entwickeln und dadurch langfristig persönliches und berufliches Wachstum zu gewährleisten. Insgesamt bieten sie eine Chance, aktiv an positiven Veränderungen auf globaler Ebene mitzuwirken.

 

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