• Globales Lernen

BtE-Workshop zeigt innere Bilder und Stereotype auf

Melanie Malter-Gnanou 0 Bildung trifft Entwicklung

Melanie Malter-Gnanou ist Eine-Welt-Fachpromotorin und Bildungsreferentin für Globales Lernen im Saarland – und darüber hinaus. Gerade ist sie für das Programm Bildung trifft Entwicklung in Rheinland-Pfalz im Einsatz. In Zweibrücken bereitet sie Schülerinnen und Schüler der Mannlich-Realschule Plus auf den Austausch mit dem Centre Scolaire Vumbi im rheinland-pfälzischen Partnerland Ruanda vor. Hier geben der begleitende Lehrer und fünf Schülerinnen einen Einblick in den Workshop.

Die Schüler sitzen mit der Referentin Melanie Malter-Gnanou in einem Stuhlkreis.
Foto: Mannlich-Realschule Plus in Zweibrücken

„Was glaubt ihr welche Werte sind Menschen in Ruanda besonders wichtig?“ „Welche Werte sind Menschen in Deutschland wichtig?“ Das sind Fragen, die ich den Schülerinnen und Schülern stelle und schon beginnt die Diskussion unter ihnen: „Ehrlichkeit und Pünktlichkeit sind in Deutschland wichtig“, meint eine Schülerin, um direkt von einer anderen Schülerin unterbrochen zu werden: „Quatsch, ich sage nie ehrlich, ob mir das Outfit einer Freundin gefällt, weil ich sie nicht verletzen möchte!“

Im Globalen Lernen kommt es viel auf Perspektivenwechsel an und das erfahren die Schülerinnen und Schüler anhand eines „Karten-Spiels“ mit unterschiedlichen und vor allem unbekannten Regeln je Kleingruppe sowie wechselnder Gruppenzusammensetzung. „Ich habe mich ausgeschlossen und dumm gefühlt, weil ich die Regeln nicht wusste – es hätte mir geholfen, wenn mir jemand die Regeln erklärt hätte...“, sagt ein Schüler nachdem das Bildungsmodul eine halbe Stunde gelaufen ist. „Ich habe es kaum ausgehalten mitanzusehen, dass ein Teilnehmer unserer Gruppe die Regeln nicht korrekt angewandt hat“, ereifert sich ein Lehrer, bevor er erfahren hat, dass die unterschiedlichen Regeln genau den Sinn des Spiels ausgemacht hatten.

Anhand einer Karikatur dürfen die Teilnehmenden sich dann eine kleine Geschichte ausdenken – und das führt ganz schnell in eine heftige Diskussion über Rassismen in unseren Köpfen. Wie voreingenommen sind wir gegenüber Menschen, die anders aussehen, sich anders verhalten oder anders lieben, als wir es als „der Norm entsprechend“ kennen? Wie gehen wir mit Vielfalt und Einzigartigkeit um? Wo ist der Unterschied zwischen Aussagen wie „die Afrikaner sind so und so…“ und „die Pfälzer mögen gerne das und das…“ oder „meine ruandische Austauschschülerin aus der Stadt … im Westen des Landes … ist gerne pünktlich, weil…“? Wie sehr kreieren wir auch Bilder und geben diese an andere weiter, wenn wir zum Beispiel von unserem Aufenthalt in Ruanda zurückkommen?

Am Ende des Nachmittags waren einige sehr nachdenklich und spürten, dass interkultureller Austausch auch Arbeit an der eigenen Person bedeuten kann, dass Perspektivenwechsel sehr hilfreich ist, um eigene Denkschemata zu verändern und dass wir Menschen doch eigentlich alle sehr ähnlich und doch einzigartig sind!

Perspektivenwechsel mit der BtE-Referentin Melanie Malter-Gnanou

Peter Hoffmann (Lehrer an der Mannlich-Realschule Plus in Zweibrücken)

Die Schüler sitzen mit der Referentin Melanie Malter-Gnanou in einem Stuhlkreis.
Foto: Mannlich-Realschule Plus in Zweibrücken

Eine Begegnung ganz besonderer Art hatte unsere Gruppe am Donnerstag, den 29. September 2016, beim Besuch der Referentin Melanie Malter-Gnanou. Überzeugend war schon ihre Anreise: Sie war mit der Bahn nach Zweibrücken gekommen und dann mit dem Fahrrad die drei Kilometer zu unserer Schule geradelt – gelebte Nachhaltigkeit. Frau Malter-Gnanou eröffnete ihren Nachmittag mit einer Reflexion darüber, was uns bzw. den Menschen in Ruanda wichtig sein könnte. Die anscheinend simple Fragestellung sorgte schon zu Beginn für reichlich Verwirrung, da in der geschäftigen Diskussion schnell klar wurde, dass scheinbar naheliegende Antworten hier gar nicht so eindeutig zu finden sind.

Die Grundlage für einen geschickt angelegten Perspektivenwechsel war gelegt – aber den Teilnehmenden noch nicht bewusst. Weiter ging es mit einer auch wieder simpel scheinenden Gruppenarbeit: Alle spielten „Mau Mau“, mit der Anweisung nach dem Lesen der Spielanweisungen nicht mehr miteinander reden zu dürfen. Interessant wurde das Ganze, als jeweils die Gewinnerin bzw. der Gewinner der ersten Runde die Gruppe wechselte und die zweite Runde an einem anderen Tisch spielte. Erst begriff niemand, wie es zu der allgemeinen Verwirrung gekommen war – irgendetwas war in allen Runden „irgendwie komisch“. Erst bei der anschließenden Reflexion wurde allmählich klar, dass an jedem Tisch andere Spielregeln galten. Da man sich nur über Körpersprache verständigen durfte, war zwar allen aufgefallen, dass irgendetwas nicht stimmte, aber eine Lösung des Problems war keiner Gruppe gelungen. Es war frappierend zu merken, wie man selber auf den simplen Trick hereingefallen war und gleichzeitig zu spüren, wie bedeutend letztlich Gestik, Mimik und Körpersprache sind. Intuitiv wurde allen klar, wie sekundär eigentlich die Sprache als Kommunikationsmedium wird, wenn man sich in einem Raum mit anderen Regeln befindet. Im Anschluss stellte Frau Malter-Gnanou die Frage: „Sagst du den anderen immer offen, was du denkst?“ Dabei kam es seitens der Schüler und Schülerinnen zu teils befreiend aufrichtigen Bekenntnissen auch sehr persönlicher und vertrauensvoller Details.

Die Teilnehmenden spürten die übersprühende und begeisternde Intensität, mit der ihre Dozentin präsent war. Der kurzweilige, durch eine sehr hohe Schülerinnen- und Schüleraktivität und perfekt impulsgesteuerte Nachmittag war viel zu schnell zu Ende. Perfekter kann man die Neugier auf die Begegnung mit anderen Menschen und einer fremden Kultur mit dem gleichzeitig selbstkritischen Blick auf eigene eingefahrene Denkmuster nicht stimulieren.

Danke für diese beeindruckende Begegnung.

„Jeder Mensch ist einzigartig und doch gleich!“

Sophia Dreller, Sophia Nendza, Inken Schuba, Josephine Lelle, Cyane Freer (Schülerinnen an der Mannlich-Realschule Plus in Zweibrücken)

Die Schüler sitzen mit der Referentin Melanie Malter-Gnanou in einem Stuhlkreis.
Foto: Mannlich-Realschule Plus in Zweibrücken

Am Anfang des Nachmittags gab es erst einmal eine kleine Vorstellungsrunde, wo wir als Schülerinnen und Schüler gefragt wurden, was aus unserer Sicht den Menschen in Ruanda sowie uns hier in Deutschland wichtig sei. Direkt begann eine Diskussionsrunde, in der wir unsere unterschiedlichen Meinungen äußern konnten und schnell merkten wir, dass jede und jeder anders zu dem Thema steht. Mit Hilfe eines Karten-Spiels lernten wir etwas über den Perspektivenwechsel, der bei so einer Reise in ein fremdes Land wichtig ist. Bei dem Spiel wurden wir in mehrere Kleingruppen aufgeteilt mit jeweils demselben Kartenspiel („Mau Mau“), aber jeweils anderen Regeln. Ab Spielbeginn durften wir dann nicht mehr reden und mussten mit Hilfe von Gesten versuchen, uns zu verständigen. Zwischendrin wurden die Gruppen getauscht, sodass es in jeder Gruppe einen Spieler oder eine Spielerin gab, die zuvor andere Regeln hatte. Da wir aber nicht reden durften, war es schwer, sich in der Gruppe zurechtzufinden.

Anschließend haben wir darüber gesprochen, wie wir uns gefühlt haben. „Ich habe mich ausgeschlossen und dumm gefühlt, weil ich die Regeln nicht wusste. Es hätte geholfen, wenn mir jemand die Regeln erklärt hätte“, war ein allgemeines Fazit. Durch dieses Spiel haben wir gemerkt, wie es ist, wenn man in eine völlig neue Umgebung kommt, in der man sich nicht zurechtfindet und wie sehr man auf die Hilfe anderer angewiesen ist.

Später bekam jeder von uns ein Blatt mit derselben Karikatur, zu der wir uns selbst eine Geschichte ausdenken sollten. Das führte schnell zu einer Diskussion über Rassismus, weil jeder etwas anderes in die Karikatur hineininterpretierte. Wir merkten schnell, dass wir voreingenommen sind gegenüber Menschen anderer Kulturen und Hautfarbe und fragten uns, wie wir am besten mit der Vielfalt und der Einzigartigkeit jedes Menschen umgehen sollten. Wir sind gespannt, ob sich dieses Denken ändert, wenn wir aus Ruanda zurückkommen. Der Perspektivenwechsel hat uns gezeigt, dass man sich mit der eigenen Person auseinandersetzen sollte, um sein Denkschema zu ändern. Jeder Mensch ist einzigartig und doch gleich! Auf jeden Fall hat uns dieser Nachmittag sehr viel Spaß gemacht und am Schluss bekamen wir sogar alle eine kleine Tüte mit original afrikanischen Teeblättern.

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