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Ebola: Nur entschlossenes Handeln kann eine Katastrophe verhindern

Marion Lieser 1 Afrika Ebola Oxfam

Es hat lange gedauert, bis die Welt von der Ebola-Gefahr in Westafrika Notiz nahm. Erst als sich zwei US-Bürger ansteckten schaffte es das Thema in die internationalen Medien. Aktuelle Berichte gehen von über 3.000 Toten aus und Tausenden, die schon infiziert sind. Betroffen sind vor allem Frauen, weil sie sich traditionell um die Toten kümmern. Und die Epidemie breitet sich weiter aus: Die Zahl der Infizierten verdoppelt sich derzeit alle drei Wochen.

Ebola

Die UN befürchtet, bis zum Ende des Jahres könnten sich 20.000 angesteckt haben, sollte die internationale Gemeinschaft nicht schnell und entschlossen handeln. Andere Schätzungen gehen sogar von über einer Million Fälle bis Ende Januar 2015 aus. Der UN-Sicherheitsrat spricht inzwischen von einer "Gefahr für Frieden und Sicherheit der Welt".

Oxfam ist in allen von Ebola betroffenen Ländern aktiv: Senegal, Guinea Bissau, Gambia, Liberia und Sierra Leone. Ziel unserer Arbeit ist es, die weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern und eine ordentliche Behandlung der bereits Infizierten sicherzustellen. Konkret unterstützen wir lokale Hilfsarbeiter/innen dabei, diejenigen zu identifizieren, die sich mit Ebola angesteckt haben, und die bereits an der Krankheit gestorbenen Menschen sicher zu begraben. Zudem kümmern wir uns um gesundheitliche Aufklärung, etwa durch die Ausbildung von Freiwilligen-Teams oder über Beiträge in lokalen Radiostationen. Außerdem stellen wir sauberes Trinkwasser, Hygieneeinrichtungen und Schutzausrüstungen zur Verfügung.

Medien hatten zuletzt von Angriffen auf Mitarbeiter/innen einer Aufklärungskampagne in Guinea und einer verbreiteten Skepsis gegen moderne Medizin berichtet. Sicherlich gibt es solche Reaktionen, die Regel sind sie nicht. Aus Liberia berichtet meine Kollegin Cathy Stephen, dass die Menschen dort sehr vernünftig auf die Ebola-Gefahr reagieren. Normalerweise ist der zwischenmenschliche Kontakt eng und herzlich, doch in den betroffenen Gebieten schütteln sich die Menschen derzeit nicht einmal die Hände. Dafür stehen überall Eimer und Seife zum Händewaschen. Allerdings ist es in Liberia, anders als in anderen betroffenen Ländern, bislang nicht gelungen, die Ausbreitung der Krankheit unter Kontrolle zu bringen. Warum ist das so?

Ebola ist keine isolierte Epidemie, sondern geht mit vielen anderen Plagen einher. So leidet Liberia noch immer unter den Folgen eines brutalen 14-jährigen Bürgerkriegs. In vielen Teilen des Landes ist der Zugang zu Schusswaffen leichter als zu sauberem Wasser und Medikamenten. Auf eine Bevölkerung von 3,7 Millionen kommen gerade einmal 51 Ärzte. Große Krankenhäuser waren wegen der Regenzeit lange geschlossen und viele Behandlungszentren arbeiten am Limit.

Die aktuelle Epidemie bedroht nicht nur akut die Ärmsten der Gesellschaft, sondern auch Liberias längerfristige Entwicklungschancen. So sind die Auswirkungen von Ebola auf die liberianische Wirtschaft massiv, Investoren ziehen sich zurück, die Lebensmittelpreise steigen dramatisch an und das ohnehin defizitäre Gesundheitssystem droht zu kollabieren. Sollte es nicht gelingen, den Menschen eine Zukunftsperspektive zu geben, könnte das Land, ebenso wie die angrenzende Region, zurück ins Chaos stürzen.

Die internationale Gemeinschaft hat lange gezaudert, doch noch kann entschlossenes Handeln das Schlimmste verhindern. Am wichtigsten ist es, die Ausbreitung der Krankheit unter Kontrolle zu bringen. Gesundheitsexperten gehen davon aus, dass das Zeitfenster hierfür klein ist. Nur das Militär verfügt derzeit über die logistischen Mittel, die erforderlichen Maßnahmen schnell und koordiniert auf den Weg zu bringen. Grundsätzlich steht Oxfam dem Einsatz von Militär bei humanitären Hilfsmissionen kritisch gegenüber. Doch in diesem Fall ist es die letzte Chance, eine Katastrophe zu verhindern. Der Einsatz muss allerdings auf Logistik und Gesundheitsdienste beschränkt bleiben und auf Grundlage etablierter humanitärer Prinzipien erfolgen.

Nicht zuletzt braucht es mehr Geld: Die UN taxiert den Bedarf der nächsten sechs Monate auf rund eine Milliarde US-Dollar. Bislang haben die Staaten jedoch nur rund ein Drittel davon zugesagt, auch Deutschland könnte deutlich mehr beisteuern. Doch nicht nur die Politik ist gefordert, auch Sie können etwas tun: Spenden Sie, damit humanitäre Organisationen vor Ort die nötige Hilfe leisten können! Machen Sie politisch Druck, damit Deutschland sich nicht aus der Verantwortung stiehlt! Vor allem aber gewöhnen Sie sich nicht an Horrornachrichten aus Westafrika, damit die Welt den Menschen vor Ort so lange wie nötig beisteht!

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1 Kommentare

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Manuela göttlich

Schade das ihr da mitmacht :(
Die Leute sind schon verunsichert genug .
Grüße manuela

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