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100 Prozent Menschenwürde – Zusammen gegen Rassismus

Dr. Nkechi Madubuko 0 Bildung Inklusion Internationale Wochen gegen Rassismus Menschenrechte

Vom 12. bis 25. März 2018 finden in diesem Jahr die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Wie im Jahr 2017 sind bundesweit über 2.000 Veranstaltungen geplant. Das Motto lautet: „100 % Menschenwürde. Zusammen gegen Rassismus“. Über Rassismus in Deutschland zu sprechen, fällt oft nicht leicht. Die Diversity Trainerin und Buchautorin Dr. Nkechi Madubuko erklärt, warum es so wichtig ist mit dem Thema offen umzugehen, so dass auch Menschen, die keine Rassismuserfahrungen machen, lernen zu reflektieren, wie es ist, von Rassismus betroffen zu sein.

Portrait Dr. Nkechi Madubuko
Dr. Nkechi Madubuko

Rassismus in Deutschland zu thematisieren ist historisch bedingt moralisch aufgeladen. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges gilt kategorisch „Rassismus darf es in Deutschland nicht mehr geben“. Doch trotzdem wird Rassismus noch heute unter anderem in Schulmaterialien reproduziert und es gibt Racial Profiling. Studien belegen eine institutionelle Diskriminierung im Bildungssystem Schule sowie rassistische Diskriminierungen auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt.

Als soziale Kategorie hat Diskriminierung reale Auswirkungen auf viele Menschen. Noch immer ist Rassismus in unseren Wissenssystemen, kollektivem Wissen über „Andere“, unseren Institutionen und gesellschaftlichen Strukturen verankert. Die Bereitschaft sich wirklich diversitätssensibel zu verhalten und diskriminierende Strukturen und Handlungsweisen abzubauen, setzt also viel voraus: Eine Auseinandersetzung damit, Wissen darüber und eine grundsätzliche Haltung dagegen um Handlungsweisen zu entwickeln.

Wie wird rassistische Diskriminierung erlebt?

Grundsätzlich gibt es zwei Erfahrungswelten, die betrachten werden sollten: Die Welt derer, die relativ frei in ihren Zugängen sind, als „normal“ wahrgenommen werden, wenig abwertenden Zuschreibungen und Diskriminierungen ausgesetzt sind und die Welt der Menschen, die aufgrund ihrer Hautfarbe, Herkunft, sexueller Orientierung, Behinderung oder Religion als „anders“ markiert leben. Sie machen oft ganz andere Erfahrungen in allen Lebensbereichen. Laut der repräsentativen Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes 2015 haben 31% der Befragten in den letzten drei Jahren Diskriminierungen nach den Merkmalen des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz erlebt, jedoch unternahmen 40% davon nichts dagegen, weil sie sich keine Verbesserung erhofften.

Strukturell verankerter Rassismus und seine Auswirkungen

Die Auswirkungen von strukturellem Rassismus und die regelhafte Erfahrung von Diskriminierung auf individueller Ebene sind nicht wirkungslos. Im Gegenteil: Von Kindesbeinen an in der Kita, in der Schule, Studium, im Beruf und im Alltag zum „Anderen“ gemacht zu werden, Vorurteilen und Abwertungen ausgesetzt zu sein. Zu erleben, dass man „Mensch zweiter Klasse“ ist oder aufgrund „zugeschriebener Eigenschaften“ gewisse Zugänge verschlossen bleiben, macht ohnmächtig, wütend und mindert die Möglichkeit sich und sein Potenzial zu erkennen. Es beeinflusst massiv die Selbsteinschätzung in der Gesellschaft etwas zu erreichen zu können. Für Jugendliche und Kinder bleibt oft das Gefühl von Minderwertigkeit und gegebenenfalls Selbstablehnung als eine schwere Last, zusätzlich gegenüber diskriminierenden Erwachsenen bestehen zu müssen.

Es genügt nicht die eigenen Vorurteile als „Wissen“ zu verstehen und zu behaupten soziale Kategorien hätten heute keine Relevanz. Klasse, Herkunft und Geschlechterunterschiede sowie falsche Konstrukte wie „Rasse“ und Zuschreibungen zu bestimmten Religionen sind jahrhundertealte Verhältnisse, die fest in unsere Denk- und Handlungsweisen eingewoben sind. Sie haben vielfach auch Auswirkungen auf Arbeitsbeziehungen und Solidarität.

Was können wir tun?

Um sich über diese Auswirkungen bewusst zu werden, ist ein Grundwissen über die Historie und gesellschaftliche Verankerung von Rassismus und gesellschaftliche Machtstrukturen in der deutschen Gesellschaft und auf Globaler Ebene eine wichtige Voraussetzung. Darum ist es wichtig im eigenen Arbeits-und Lebensumfeld eine:

  • Anerkennungs- und Wertschätzungskultur zu etablieren
  • Kategorisierungen und Norm(alitäts)-vorstellungen durchbrechen
  • Vermeidung von Festzuschreibungen und kritische erfahrungsorientierte Auseinandersetzung mit kultureller Norm(alität)
  • Reflektion eigener Erfahrungen von Privilegien und Macht (im Sinne von Zugängen)
  • Positionierung gegenüber jeglicher Form der Diskriminierung im Arbeitsumfeld
  • Ermutigung zu antidiskriminierenden Engagement
  • Empowerment im Sinne von vorurteilssensiblem Umgang sowie Power Sharing im Sinne von Abgabe von Macht und Stärkung der Selbstwirksamkeit sollte auf allen Ebenen mitgedacht werden

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