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CHAT der WELTEN

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Der CHAT der WELTEN ist in fünf Bundesländern aktiv (Baden-Württemberg, Brandenburg, Saarland, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern) und hat sich zum Ziel gesetzt Globales Lernen mit einem virtuellen Austausch zu verbinden. Franziska Weiland vom CHAT der WELTEN in Thüringen stellt den CHAT der WELTEN im Interview kurz vor.

Franzsika Weiland
Franzsika Weiland

Der CHAT der WELTEN verbindet die Themen des Globalen Lernens mit einem „virtuellen Austausch“. Was heißt das genau?

In den Bildungsveranstaltungen des CHAT der WELTEN Thüringen wird Globales Lernen mit dem Medium CHAT verbunden. Das bedeutet, dass sich Thüringer Schüler und Schülerinnen über eine internetbasierte Plattform, zum Beispiel Skype, anhand von Text-, Video- oder Audionachrichten mit anderen Schülern oder Experten aus verschiedensten Ländern Lateinamerikas, Afrikas oder Asiens zu einem bestimmten entwicklungspolitischen Thema austauschen.

Werden die CHATs begleitet?

Die Chats werden methodisch in den Unterricht eingebunden. Das heißt, dass geschulte Referentinnen oder Referenten in die Schule kommen um den CHAT gemeinsam mit den Schülern und Schülerinnen vorbereiten. Sie nutzen dafür die Methoden des Globalen Lernens und ihre Erfahrungen, um die Informationen, die im Chat ausgetauscht werden, in einen Kontext zu setzen. Diese Chance hat man mit dem reinen Informationsbezug durch Facebook, Twitter oder dem normalen Nachrichtenkonsum nicht. Damit werden oft ganz andere Perspektiven eröffnet.

Was ist das Ziel eines CHAT der WELTEN-Projekts?

Die Grundvoraussetzung für einen solchen Austausch ist Neugier: Es geht darum, Fragen zu stellen und hinzuhören. Damit sollen die Bildungsveranstaltungen einen Beitrag leisten, gegenseitiges Interesse und die Bereitschaft für den Austausch über Leben und Alltag in den jeweiligen Partnerländern zu wecken. Perspektivenwechsel ist hier das Stichwort, mit dem zum gegenseitigen Verständnis und Verstehen angeregt werden soll. Digitale Medien im Unterricht einzubinden bedeutet eben nicht nur, sprachliche und kommunikative Kompetenzen zu fördern, sondern auch das Internet als verbindendes Element zwischen verschiedenen Lebenswelten für den Wissens- und Erfahrungsaustausch zu nutzen. Globalisierungsthemen können so von verschiedenen Standpunkten aus beleuchtet werden.

Über was wird sich „ausgetauscht“?

Um eine Idee von der Themenvielfalt zu bekommen, eignet sich ein Blick auf die UN-Ziele nachhaltiger Entwicklung (SDGs), die am 1. Januar 2016 in Kraft getreten sind. Das Themenspektrum kann neben allgemeinen Lebens- und Alltagsbezügen auch wirtschaftliche, politische, religiöse und gesellschaftliche Schwerpunkte aufweisen. Meiner Erfahrung nach beziehen sich die Fragen während der Chats nicht nur auf entwicklungspolitische Schwerpunktthemen, sondern betreffen oftmals die Alltagserfahrungen der jeweiligen Chat-Partnerinnen und -Partner. Beide Bereiche sind dabei oft nicht strikt voneinander zu trennen.

Eine Schülerauswertung als Wörter-Cloud
Eine Schülerauswertung

Wie werden die CHAT-Partnerinnen und Partner ausgewählt?

Es gibt zwei Gruppen von CHAT-Partnern und -Partnerinnen: Expertinnen und Experten zu einem bestimmten Thema und Schülergruppen. Für die Experten-CHATs werden unsere CHAT-Partner in erster Linie nach ihrer Expertise und ihren Erfahrungen ausgewählt. Eine Offenheit gegenüber dem Konzept des Globalen Lernens ist unerlässlich. Sie sollten auch gut mit Jugendlichen umgehen können, denn das Prinzip des Lernens auf Augenhöhe und Perspektivenwechsel stehen bei uns im Vordergrund.

In der Zusammenarbeit mit unseren Partnerinstitutionen, die sich in verschiedenen Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens befinden, ist es uns wichtig, die CHAT-Projekte gemeinsam vorzubereiten, so dass die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler gut auf den gemeinsamen Austausch vorbereitet werden können.

Heute haben doch viele Schüler ein Smartphone oder nutzen einen Computer. Die Kommunikation über alle Grenzen hinweg mit WhatsApp, Facebook und Co ist doch schon völlig normal. Ist der CHAT der WELTEN nicht ein alter Hut?

Nein, ganz und gar nicht. Du kannst mit der Nutzung verschiedener CHAT-Medien zwar an die Lebenswelten der Schülerinnen und Schüler anknüpfen und so einen Bezugspunkt schaffen, mit dem sie vertraut sind. Dabei wird ihnen aber die Möglichkeit gegeben, Bekanntes mit Unbekanntem zu verknüpfen: Sie bekommen die Chance, sich über den normalen Medienkonsum hinaus mit Themen zu beschäftigen und so auch unerwartete Meinungen, die auf ganz persönlichen Erfahrungen basieren, kennenzulernen. In unseren Projekten hat sich genau das oft gezeigt: Die Schülerinnen und Schüler haben explizit nach den persönlichen Erfahrungen und dem Lebenshintergrund der CHAT-Partnerinnen gefragt. Und das ist etwas ganz Besonderes am CHAT: Wir reden in den Veranstaltungen nicht übereinander, sondern miteinander. Die Informationen zu entwicklungspolitischen Themen bekommen durch den CHAT der WELTEN ein Gesicht und das Lernen eine tatsächlich globale Dimension.

Was nehmen die Schülerinnen und Schüler denn aus einem CHAT-Projekt mit?

Bisher haben wir positive Rückmeldungen bekommen, auch weil wir gerade durch das Chatten an ihre Lebenswelten anknüpfen. Es macht ihnen beispielsweise Freude, den Lernprozess mitzugestalten, indem die eigenen Fragen formuliert und gestellt werden. Viele waren erstaunt, dass sich die CHAT-Partnerinnen und -Partner, egal ob Schulklassen oder Experten, Zeit für den gemeinsamen Austausch genommen haben. Das ist ja nicht selbstverständlich, denn oftmals muss bei CHAT-Veranstaltungen eine Zeitverschiebung eingeplant werden. CHAT-Partnerinnen und Partner stehen daher auch schon mal früher auf oder bleiben länger in der Schule.

Welche technischen Voraussetzungen braucht man für die Durchführung eines CHAT-Projekts? Was, wenn diese nicht vorhanden sind oder Probleme machen? Haben auch die Partnerinnen und Partner im globalen Süden die technischen Voraussetzungen für einen Chat?

Eine funktionierende Internetverbindung sollte auf beiden Seiten vorhanden sein. Das ist nicht nur in manchen Ländern des Globalen Südens ein Problem, sondern auch hier in Thüringen noch nicht überall gängig, da in einigen Schulen Internet noch nicht raumdeckend zur Verfügung steht. Daher weichen wir auch oft auf einen Surfstick aus. Dies gilt natürlich auch für die ausländischen Partner. Falls eine Verbindung nicht zuverlässig steht, kann man auch auf Video-Botschaften ausweichen oder den CHAT mit Textnachrichten durchführen. Da wir nicht davon ausgehen können, dass in jeder Schule Computer oder Tablets zur Verfügung gestellt werden, haben wir unseren ganz eigenen Gerätekoffer mit Rechner, USB-Verteiler, Verlängerungskabel, Mikrofon und Boxen zusammengestellt. Unsere CHAT-Partner haben bisher auch immer für eine gute Internetverbindung gesorgt und sind zum Beispiel mal ins Internetcafé ausgewichen.

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