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„Die essen ja das gleiche Obst wie wir!“

Melanie Eben 0 Bildung Globales Lernen Globalisierung

Einmal, als ich als BtE-Referentin in einer Grundschule das Thema Indianer im Regenwald hatte und wir herausfinden wollten, was denn Indianer eigentlich so essen, bemerkte ein Kind voller Enthusiasmus: „Oh, die essen ja das gleiche Obst wie wir, obwohl die so weit weg im Regenwald wohnen.“ Es war schön zu sehen, dass die Kinder trotz der fremden Kultur einen Bogen zu sich selber schlugen und gesehen haben, dass wir mit anderen Kulturen manchmal mehr Ähnlichkeiten haben als uns dies auf den ersten Blick erscheinen mag.

Ein Apfel liegt auf zwei Schulbüchern

Auf meinen Streifzügen durch Ecuador und Brasilien verlassen die Kinder und Jugendlichen zwar nicht das Klassenzimmer. Sie verfolgen dennoch die weite Reise der Kartoffel, von Bananen oder Kakaobohnen aus ihren Herkunftsländern nach Deutschland; oder erfahren, wie Gleichaltrige in Lateinamerika leben. Immer wieder positiv überrascht mich die Art von Fragen, die Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter stellen, denn die Begeisterungsfähigkeit und die Neugierde in diesem Alter sind noch gut ausgeprägt.

Ich erhalte hauptsächlich Anfragen für den Großraum München, manchmal kommen aber auch Anfragen aus dem restlichen Bayern. Themenmäßig bearbeite ich eine Vielzahl an verschiedenen Bereichen, von Kinderalltag in Ecuador und Brasilien über Regenwälder, indigene Völker, Globalisierung, Fairer Handel, ökologische Landwirtschaft und Ernährung oder nachhaltiger Konsum. Die Zielgruppe ist sehr divers und umfasst eigentlich alle Altersgruppen, angefangen bei Kindergärten, Grundschulen, alle weiterführenden Schulen bis hin zu Lehrern oder Erwachsenen, die sich allgemein für diese Themen interessieren.

Angefangen hat alles mit einem Einstiegsseminar zu Globalem Lernen und einem Seminar spezifisch zu Globalem Lernen in Kindergärten und Grundschulen, das damals vom Deutschen Entwicklungsdienst (DED) angeboten wurde. Dort habe ich nicht nur verschiedene didaktische Methoden kennengelernt, sondern auch wie Themen zielgruppengerecht aufbereitet werden können. Gestartet bin ich dann anfangs mit einigen wenigen Themen, die nach und nach zu einem umfangreicheren Themenangebot gewachsen sind.

Mein Studium in Ökologie und Naturschutz sowie eine Weiterbildung in Naturpädagogik helfen mir natürlich bei meiner Tätigkeit als BtE-Referentin, da sich viele Themen überschneiden oder ergänzen und ich viele Elemente aus der Naturpädagogik auch in meinen Veranstaltungen zu Globalem Lernen einsetzen kann. So versuche ich alle Veranstaltungen stets interaktiv und unter Einsatz aller Sinne zu gestalten.

Meine Erfahrung in der Naturpädagogik schon während meines Studiums hat mir sicherlich geholfen, keine Angst davor zu haben, vor Schulklassen und Kindergartengruppen aufzutreten. Als später dann meine eigenen Kinder dazu kamen, lag es auch erst einmal nahe, viel mit dieser Altersgruppe zu arbeiten. Da kann man dann täglich miterleben, welchen Lernanspruch die Kinder haben und welches Lernangebot sinnvoll ist. Inspirationen und Ideen hole ich mir regelmäßig über Workshops, die zum Beispiel von Engagement Global oder Nichtregierungsorganisationen, die im Bereich Umwelt- und Naturschutz tätig sind, angeboten werden. Diese beinhalten entweder interessante Themen, zum Beispiel „Verschwendung von Lebensmitteln“, zu denen ich mich weiterbilde, oder aber auch neue Methoden und Material. Dazu gehören beispielsweise Filme oder Fotos, die sich didaktisch in bestimmten Situationen gut einsetzen lassen und die ich dann in meinen eigenen Veranstaltungen anwende.

Wenn mich eine Anfrage erreicht setze ich mich erst einmal hin und überlege mir, was für „Bausteine“ ich anbieten kann. Welche Elemente ich letzten Endes in einer Veranstaltung einsetze, ist abhängig von der Altersgruppe, dem Zeitrahmen und den Wünschen der Gruppe. In einem Gespräch mit dem/der Veranstaltungsverantwortlichen besprechen wir dann gemeinsam, wie der Ablauf gestaltet werden kann. Dort erfrage ich wichtige Details zum Beispiel zum Wissensstand der Gruppe; das Ziel, das mit Hilfe der Veranstaltung erreicht werden soll; und natürlich auch andere grundlegende Informationen wie Alter, Anzahl der Teilnehmer, Infrastruktur und der Rahmen, in dem die Veranstaltung stattfinden soll. Dabei ist mir wichtig, dass es kein von mir vorgegebenes starres Standardprogramm ist, sondern an die Vorstellungen und Bedürfnisse der Zielgruppe angepasst ist.

Ich möchte verschiedene Kulturen, Denkweisen und den Lebensalltag in anderen Ländern vermitteln. Wichtig ist mir auch zu zeigen, dass wir alle in einer Welt leben und dass das Tun oder Nicht-Tun eines jeden Einzelnen eine Wirkung auf die Welt um uns herum hat. Der Reichtum eines BtE-Referenten liegt außerdem darin, seine Auslandserfahrungen in Deutschland authentisch weitergeben zu können. Das Thema „Indianer im Regenwald“ ist ein gutes Beispiel dafür: Durch meine persönlichen Erlebnisse bei einem brasilianischen Indianerstamm kann ich das Thema ganz anders aufbereiten und vermitteln. Es ist das Wissen durch eigene Erfahrungen und nicht durch das Lesen von Büchern, welches einzigartig ist, weil es eben individuell ist und vor Ort erlangt wurde.

Natürlich ist es recht schwierig, die Wirkung meiner Arbeit einzuschätzen, da es kein Nachverfolgen in dem Sinne gibt. Oft sind die Veranstaltungen ein erster Funke, der eine Flamme entfacht. Es kommt aber auch sehr auf die Erzieherinnen und Erzieher oder Lehrerinnen und Lehrer an und in welchem Umfang sie das Thema weiter bearbeiten. Viele Veranstaltungen finden nur punktuell statt – schön wäre es natürlich, wenn es vor allem bei uns in Bayern in Zukunft vermehrt die Möglichkeit geben würde, Schulen und Kindergärten das ganze Jahr über zu begleiten, zum Beispiel im Kontext der Ganztagsschulen. Da es in diesem Schulmodell mehr Zeit für Projektarbeit gibt, könnten mehr langfristige Projekte durchgeführt werden. Die Wirkung wäre dann sicherlich noch eine ganz andere.

Oft kommen Fragen, die auf den ersten Blick einfach erscheinen,sie stellen sich dann doch meist als tiefgründig heraus und regen mich selbst auch zum Nachdenken an. Daher macht es mir so viel Spaß, gerade mit dieser Altersgruppe als BtE-Referentin zu arbeiten.

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