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Die Zukunftscharta 2015 - Erwartungen und Einblick
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Die Zukunftscharta
Auf der Homepage finde ich schon ein fertiges pdf dieser Charta. Externe Akteure wie BürgerInnen, Nichtregierungsorganisationen oder Vereine hatten im Vorhinein die Chance, die Charta mitzugestalten und zu kommentieren. Ein wichtiger Faktor, finde ich. Denn immerhin sollten alle Interessen bei einer solchen wichtigen Angelegenheit abgedeckt sein. Bei einem Blick in die Liste der Kooperationspartner bleibe ich jedoch an den Wirtschaftspartnern hängen. Da gehen natürlich meine Alarmglocken an. Ob bei dem Prozess nichtstaatliche Akteure überhaupt eine Chance gegen Wirtschaftsinteressen hatten? Und was passiert eigentlich mit der Charta? Gibt es dann konkrete Zukunftspläne und wann werden diese durchgesetzt?
Einsatz vor Ort
Ich persönlich besuche die Zukunftstage im Namen der politikorange, dem Jugendmedium der Jugendpresse Deutschland, als Jungredakteurin für das Blog www.blog.politikorange.de. Mit dem Themenkomplex Nachhaltigkeit beschäftige ich mich jedoch auch ehrenamtlich. Ich bin leidenschaftliches Mitglied bei Slow Food Youth, einer Organisation, die ebenfalls auf der Zukunftscharta vertreten ist. Sie steht für eine nachhaltige, regionale und faire Landwirtschaft und eine bewusste, verantwortungsvolle Ernährung. Außerdem gehe ich regelmäßig „Lebensmittelretten“. Das Portal www.lebensmittelretten.de ermöglicht es, Lebensmittel, die sonst in der Tonne landen, entweder direkt vom Supermarkt oder von Privathaushalten abzuholen bzw. zu retten. Nun bin ich gespannt, auf der Veranstaltung noch mehr über nachhaltige und entwicklungspolitische Projekte zu erfahren und für mich mitzunehmen.
Die ersten Eindrücke vor Ort
Zuerst einmal erwartet mich ein sehr prachtvolles Gebäude. Die feierliche Übergabe der Zukunftscharta findet in der STATION statt. Im Eingang muss ich erstmal stutzen: hunderte Glühbirnen hängen von der Decke – das grenzt ja schon an Energieverschwendung. Soll die Veranstaltung nicht im Namen der Nachhaltigkeit stehen? In der riesigen Halle ist der Aufbau schon fleißig im Gange. Für die Redakteure der politikorange steht eine Medieninsel bereit – direkt neben der Medieninsel der deaf – einem Magazin für Gehörlose. Es ist für eine unabhängige und freie Pressearbeit und Dokumentation gesorgt. Nebenher schnüffeln Hunde nach Sprengstoff – die Sicherheitsvorkehrungen für den Besuch von Gerd Müller, dem Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Bundeskanzlerin Angela Merkel und weiteren sind hoch. Alles verläuft nach einem strengen zeitlichen Plan. Es kann beginnen!
Verpflegung
Doch im Vorhinein zieht es mich zunächst zum Bistro. Als Verganerin checke ich erst mal das Angebot ab. Sonderlich erfolgreich bin ich leider nicht: Cookies, Croissants und Käsesandwich werden dort verkauft. Das Mittagsangebot ist leider auch nicht vegan, obwohl die rein pflanzliche Ernährung immerhin die Nachhaltigste ist. Bei Nachfrage würde allerdings etwas für mich zubereitet, wird mir zugesichert. Für die regionale Bio Mate und das Angebot an Soja Drink gibt es ebenfalls einen Pluspunkt. Damit lässt es sich als VeganerIn leben, vorausgesetzt man hat die Brotbox dabei.
Der erste Ansturm
Nach und nach füllt sich die Halle. Immer mehr, insbesondere junge Menschen, jedoch auch viele Menschen in Kostüm und Anzug beleben die Halle, die zunehmend einen Messecharakter bekommt. Projekte, Initiativen und Unternehmen präsentieren sich, es gibt Gummibärchen und Jutebeutel umsonst. Viele Stände arbeiten interaktiv, man kann mitmachen, ausprobieren oder sich auch nur informieren. Die Themen Nachhaltigkeit und Entwicklungspolitik stehen dabei klar im Vordergrund. Hier kann man bei einem Workshop Kleider 'upcyclen', dort kann man sich über die Zahnhygiene in Mosambik informieren. Sogar ein Theaterstück für Kinder wird aufgeführt. Das Programm ist sehr vielfältig, die Eindrücke sind enorm, immer passiert etwas Neues. Man weiß kaum, wo man anfangen soll! Zwischendurch huscht mal ein Bundesminister vorbei oder die Schauspielerin Wolke Hegenbarth schlendert in der Halle herum.
Die feierliche Übergabe
Um circa 13.50 Uhr ist in der Halle alles wie ausgestorben: die feierliche Charta-Übergabe hat begonnen. Immer, wenn sich mehrere Männer in Anzügen häufen und die Atmosphäre angespannter wird, weiß man: jetzt passiert etwas Wichtiges. Pünktlich 14:55 Uhr gibt es noch einmal einen kleinen Aufruhr: Frau Angela Merkel spaziert höchst persönlich an unserer Medieninsel vorbei. Leider bleibt ihr nicht viel Zeit, um sich die Ausstellung wirklich anzusehen. Pünktlich 16.00 Uhr rauscht sie wieder aus der Halle. Der politische Zeitplan ist straff. Doch nicht nur Politiker haben auf der Zukunftscharta viel zu tun. Auch für mich und die anderen Redakteure von politikorange bleibt nicht viel Zeit für gucken, staunen und mitmachen. In Akkordzeit tippen wir Artikel, basteln Ideen, schießen Fotos und sammeln Eindrücke.
Workshops, Talks, Slams und Erlebnisinseln
Am Nachmittag geht es mit dem vielfältigen Programm weiter. Auf der Messe stelle ich fest: selbst wenn man sich schon viel mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander gesetzt hat, man lernt nie aus. Von dem Projekt „Erna goes fair“ erfahre ich, dass Milch mittlerweile billiger ist als Wasser. Die Arbeitsbedingungen für Milchviehhalter werden folglich immer miserabler. Da frage ich mich: wer will denn da noch in einem landwirtschaftlichen Sektor arbeiten? Dabei sind eben diese Berufe doch existentiell. Wie werden wir uns also in Zukunft ernähren, wenn wir unser System nicht bald reformieren und auf eine nachhaltigere, fairere und ökologischere Landwirtschaft ausrichten? Auf der Erlebnisinsel von Slow Food Deutschland lerne ich, wie die Banane in mein Müsli gelangt und wie viel CO² und Wasser sie dabei verbraucht. Beim nächsten Frühstück werde ich wohl mein Bedürfnis nach der Banane in meinem Müsli noch einmal überdenken. Bei dem Zukunftsslam der Lemonaid Beverages GmbH erfahre ich von Sarah Stiller, wie man mit einer Limonade Gutes tun kann, ohne von Haus zu Haus zu laufen und Spenden zu sammeln.
Ein Blick in die Zukunft
Bei allen tollen Projekten, Ideen und Zielen darf man jedoch nicht vergessen, wann und vor allem wie diese in Zukunft fortbestehen bzw. in die Tat umgesetzt werden sollen. Nicht umsonst heißt es Zukunftscharta. Was passiert nun mit den formulierten Zielen? Die Übergabe und Bekanntmachung
war nur der Anfang eines langen Prozesses. Die Millenniumsziele von 2001 waren ein erster wichtiger Schritt, um grundlegende Probleme der internationalen Entwicklungszusammenarbeit anzugehen. Zwar wurden die meisten Ziele nicht erreicht, jedoch erzielte man in vielen Bereichen
Teilerfolge. Es wird spannend, zu sehen, wie die Sustainable Development Goals daran anknüpfen. Im Endeffekt ist es mit diesen Zielen auf Papier also nicht getan. Nicht alle Fragen konnten geklärt und nicht für jedes Problem eine Lösung gefunden werden. Nun ist der Wille und das Engagement
jedes Einzelnen und vor allem politischer Umsetzungswille gefragt! EINEWELT – eine Verantwortung.
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Hi - Danke für den guten Artikel!!
Frage: Die FAIR AG unserer Schule war auch in Berlin - hat aber keine guten Fotos gemacht -
kann ich Ihr Foto : "Die Übergabe der Zukunftscharta an Bundeskanzlerin Merkel" auf unsere Schulhompage setzten?? - LG Ulla Hagedorn aus Köln
Berufskolleg Michaelshoven