- Entwicklungszusammenarbeit
- Globales Lernen
Musik und Spiele - wie in Chile
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Eduardo Cisternas ist chilenischer Gitarrist und Liedermacher mit langjähriger Erfahrung in der soziokulturellen Basisarbeit in Armenvierteln Chiles. Michaela Weyand ist Sozialarbeiterin und Musiktherapeutin (M.A.). Gemeinsam haben sie während eines zehnjährigen Fachdienstes für Entwicklungszusammenarbeit von EIRENE das Projekt „Escuela Popular de Artes“, eine soziale Musik- und Kunstschule am Stadtrand von Viña del Mar in Zentralchile aufgebaut. Seit 2007 leben sie wieder in Deutschland und sind seit 2008 als Referent und Referentin für Globales Lernen im Programm „Bildung trifft Entwicklung“ tätig. Sie arbeiten zudem in Musikprojekten zur Förderung und Integration von sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen und sind als Duo Manzanar musikalisch künstlerisch aktiv. Hier geben sie einen Einblick in ihre Arbeit.
Von 1997 bis 2007 arbeiteten wir als Fachkräfte der Entwicklungszusammenarbeit mit Eirene e.V. in Chile und bauten dort das Nichtregierungsprojekt „Escuela Popular de Artes“, eine sozial ausgerichtete Musik- und Kunstschule für Kinder und Jugendliche aus den Armenvierteln am nördlichen Rand der Küstenstadt Viña del Mar auf.
Von Grundberuf her bin ich Sozialarbeiterin und seit 2009 Musiktherapeutin. Mein Mann Eduardo ist Musiker und freischaffender Gitarrenlehrer. Beide sind wir sowohl in Chile als auch in Deutschland in der offenen, interkulturellen Kinder- und Jugendarbeit engagiert. Vom 26. bis 28. Juli 2016 waren wir an der Grundschule Wendelstein in Bayern und haben dort unter dem Motto „Musik und Spiele – wie in Chile“ an drei Vormittagen mit allen Grundschulklassen und einer Mittelschulklasse in jeweils einer Doppelstunde einen kurzweiligen Workshop durchgeführt.
Zum Schuljahresausklang war dies für die Schülerinnen und Schüler sowie für die Lehrerinnen und Lehrer eine willkommene Abwechslung. Nach einer Vorstellungsrunde starteten wir mit einem interaktiven Kennenlernspiel aus Chile. Anschließend berichteten wir mit Hilfe einer PowerPoint-Präsentation von dem interessanten und zugleich nach wie vor politisch bewegten Land. Dabei ist es uns immer ein Anliegen, die Diversität der verschiedenen Kulturen und Regionen kindgerecht darzustellen und auf die Fragen einzugehen. Für uns als Musiker und Musikerin ist ein weiterer wichtiger und oft gewünschter Themenschwerpunkt unserer Workshops die Musik. So stellten wir auch den Wendelsteiner Kindern die typischen Instrumente Chiles vor. Dabei ging es im Klassenraum zeitweilig etwas lauter her: die Kinder liebten es, die Instrumente auszuprobieren und waren mit Feuereifer dabei. Im Anschluss sangen und spielten wir gemeinsam. Es ist immer faszinierend zu erleben, wie allein durch die Musik – ohne Worte – die Aufmerksamkeit einer Gruppe in den Bann gezogen und auf etwas Gemeinsames zentriert wird. Auch sonst zurückhaltende Kinder sind dann mit Spaß und Freude aktiv dabei.
Ein absoluter „Hit“ unserer Musikworkshops ist ein Lied aus der Andenkultur namens „La Mariposa“ geworden, das wir auch in Wendelstein mit den Kindern zunächst auf Spanisch sangen, dann den Rhythmus klatschten, anschließend mit Instrumenten, unter anderem Charango, Regenstab und Panflöten begleiteten und zuletzt noch als Tanz einübten. Natürlich erklärten wir den Kindern, dass ihre Altersgefährtinnen und -gefährten in Chile nicht nur Folkloremusik, sondern auch Rock-, Pop- und sonstige Musikrichtungen hören und spielen. Dazu konnten wir ihnen persönlich aus unserem Musikschulprojekt erzählen, Fotos zeigen und Musikbeispiele anhören. Beliebt war auch das uns aus Chile bekannte Kinderspiel „1-2-3-Mumie“, eine Mischung aus Stopptanz und „Armer Schwarzer Kater“. Die Kinder tanzten erst zur Musik, in unserem Fall zur Gitarrenmusik live. Wenn die Musik aufhörte, froren sie ein.
Eduardo versuchte, die Kinder nach und nach zum Lachen zu bringen. Wer es nicht schaffte ernst zu bleiben, schied aus. Übrig blieben die Mumien und wurden mit einem Applaus belohnt. Für diese Workshops erhielten wir in Wendelstein ein durchwegs positives Feedback. Wir sind sehr froh, dass wir im Programm „Bildung trifft Entwicklung“ eine Brücke zwischen unserem Leben in Chile und Deutschland herstellen können und dass wir unsere pädagogischen Erfahrungen im Einsatzland zur Förderung der Toleranz und interkulturellen Entwicklung auch in Deutschland einbringen können. Abschließend möchten wir noch darauf hinweisen, dass wir normalerweise nicht so weit entfernt von unserem Wohnort für Engagement Global tätig sind.
Wir wohnen im nördlichsten Zipfel von Rheinland-Pfalz im Kreis Altenkirchen im Westerwald. In diesem Fall war das möglich, weil wir netterweise bei der Familie einer Freundin übernachten konnten, über die bereits im letzten Jahr der Kontakt zur Grundschule Wendelstein sowie zum städtischen Gymnasium und der katholischen Pfarrei St. Nikolaus zustande kam.