Wie die Auseinandersetzung mit Rassismus neue Perspektiven eröffnen kann
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1. Wie ist der Fachkreis entstanden und wer arbeitet mit?
Als Organisation haben wir uns vorgenommen diskriminierungssensibel sein zu wollen. Um diesem Ziel näher zu kommen, ist es essentiell, dass wir uns mit den unterschiedlichen Formen von Diskriminierung auseinandersetzen. Rassismus ist eine sehr wirkmächtige Form der Diskriminierung, die tief in allen Bereichen unserer Gesellschaft sitzt, weil Menschen rassistisch sozialisiert sind. Vor allem wir, die in der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind, sollten unsere Arbeit mit Blick auf ihre Entstehungsgeschichte rassismuskritisch hinterfragen. Ich denke, dass der Fachkreis unter anderem vor diesem Hintergrund und dem Willen einen Veränderungsprozess anzustoßen entstanden ist. Im Fachkreis haben Mitarbeitende von Engagement Global abteilungs-und fachbereichsübergreifend die Möglichkeit, sich mit diversen Fragen rund um Rassismus auseinanderzusetzen. Auch die Frage nach Safer Spaces und Empowerment von und für BIPOC (Black, Indigenous, People of Color) bei Engagement Global spielt eine immer größere Rolle.
2. Wie würdest Du die Rolle beschreiben, die ihr als Fachkreis wahrnehmt?
Aus meiner Sicht haben wir uns als Fachkreis in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Mit unserer Arbeit tragen wir zu einem internen Auseinandersetzungs- und Qualifizierungsprozess in Bezug auf das Thema Antirassismus bei, indem wir beispielsweise Veranstaltung für alle Mitarbeitenden organisieren. Das führt zu einem kontinuierlichen inhaltlichen und fachlichen, aber auch persönlichen Austausch der Mitarbeitenden zu dem Thema. Als Sprecherin des Fachkreises bin ich Mitglied der Steuerungsgruppe zur diskriminierungssensiblen Organisationsentwicklung, verschiedene Abteilungen greifen zunehmend auf die Expertise des Fachkreises zurück und auch einzelne Mitarbeitende kommen gelegentlich mit ihren Fragen auf uns zu. Wir und somit das Thema Antirassismus werden immer sichtbarer, sodass wir Schritt für Schritt dazu beitragen können, dass Antirassismus in unserer Organisation zum Querschnittsthema wird.
3. Welche konkreten Aufgaben habt ihr derzeit auf der Agenda?
Für die diesjährigen Internationalen Wochen gegen Rassismus haben wir uns ein neues Format für die Mitarbeitenden von Engagement Global ausgedacht. Anknüpfend an unsere Inputreihen im Herbst letzten Jahres, in denen Themen wie Rassismus in der Entwicklungszusammenarbeit sowie Intersektionalität behandelt wurden, wollen wir den Mitarbeitenden trotz Homeoffice die Möglichkeit geben auf ihrem rassismuskritischen Weg im Austausch miteinander zu bleiben. Aus diesem Grund haben wir uns ein Format überlegt, welches wir „Let’s talk about“ nennen. Hier können sich Mitarbeitende in Kleingruppen unter anderem in die Auseinandersetzung mit dem eigenen Weißsein begeben. Denn weiße Menschen tragen Verantwortung, an jeder Stelle der Gesellschaft Rassismus mit zu dekonstruieren. Wir werden anhand des Feedbacks der Kolleginnen und Kollegen sehen, ob man derartige Gesprächsrunden regelmäßig durchführen oder sogar etablieren kann. Darüber hinaus wollen wir Querschnittsthemen einen Raum geben, sodass im Idealfall jeder Mensch bei Engagement Global einen Zugang zum Thema Rassismus findet, in dem wir zum Beispiel die Frage aufwerfen, welchen Zusammenhang es zwischen Klimagerechtigkeit und Rassismus gibt.
Nicht zu Letzt steht auf der Agenda für den Fachkreis „Selfcare“. Da wir alle die Arbeit ehrenamtlich leisten, ist es wichtig, dass wir auch die Zeit haben im Rahmen von Teamtagen Prozesse zu reflektieren und uns inhaltlich fortzubilden.
4. Welche Ziele habt ihr euch gesetzt für die kommenden Jahre?
Unsere Ziele für die nächsten Jahre sind noch nicht in Stein gemeißelt. Als übergeordnetes Ziel verfolgen wir das Mainstreaming von Antirassismus bei Engagement Global. Wie wir diesem Ziel näherkommen, überlegen wir gemeinsam bei unseren regelmäßigen Meetings oder im Rahmen von Visionsworkshops. Wichtig ist uns, dass wir als Gruppe Lust auf ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Aktion haben. Denn bei all der Ernsthaftigkeit des Themas soll das Ehrenamt auch Spaß machen.
5. Welche Hoffnungen, Erwartungen verbindest Du persönlich mit deinem Engagement im Fachkreis?
Ich bin ein sehr zukunftsorientierter Mensch und kann mir daher die rassismuskritische Reise von Engagement Global sehr lebhaft und detailliert vorstellen. Ich bin überzeugt davon, dass eine echte Auseinandersetzung mit Rassismus uns als Organisation neue Perspektiven und Möglichkeiten eröffnen kann. Dabei ist es allerdings wichtig, Rassismus nicht losgelöst von anderen Diskriminierungsformen zu betrachten, sondern ihre Verschränkungen und ihr Zusammenwirken zu erkennen und zu verstehen, also intersektional zu denken und zu agieren. Erst dann kommen wir unserem Ziel der Diskriminierungssensibilität Schritt für Schritt näher.
Was ich mir also von meinem Engagement im Fachkreis erhoffe? Ich hoffe, dass die Arbeit, die wir als Fachkreis innerhalb unserer Organisation leisten, viele kleine Steine ins Rollen bringt und Denkanstöße bewirkt, die sich wiederum auf die Arbeit jedes Einzelnen auswirken und wir so letztlich sowohl intern als auch nach außen rassismuskritisch und intersektional agieren. Dafür erwarte ich Offenheit, Mut und Tatendrang.
Buchempfehlungen zum Thema Antirassismus
Für alle, die den Einstieg in das Thema Antirassismus suchen oder noch mehr erfahren wollen, haben wir zehn Buchempfehlungen.
„Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“ - Alice Hasters
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„Exit Racism“ - Tupoka Ogette
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„Deutschland Schwarz Weiß“ - Noah Sow
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„Eure Heimat ist unser Albtraum” - Fatma Aydemir, Hengame Yagoobifarah (Hg.)
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„Schwarz sein in einer rassistischen Welt“ - Ijeoma Olou
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„Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche“ - Reni Eddo-Lodge
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„Zwischen mir und der Welt“ - Ta-Neshi Coates
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„Sprache und Sein“ - Kübra Gümüşay
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„The Hate U Give“- Angie Thomas
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„Ohne Gnade: Polizeigewalt und Justizwillkür in den USA“ - Bryan Stevenson
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